Sven-Tores Berufswunsch war eine Herzensangelegenheit

Sven-Tore (© Marit Haugdahl)

Sven-Tore Dreyer Frederiksons angeborener Herzfehler war für ihn kein Hindernis, seinen Traumberuf zu erlernen. Mit 45 Jahren erhält er in Kürze seinen Doktortitel im Bereich Public Health. Dies ist seine Geschichte.

Traumberuf Krankenpfleger

Mein Herzfehler (Fallot-Tetralogie) und die vielen Krankenhausaufenthalte während meiner Kindheit waren der Grund, warum ich beruflich unbedingt etwas mit Menschen machen wollte. Ursprünglich wollte ich deswegen Zahnarzt werden, aber dann merkte ich, dass es doch nicht das Richtige für mich war. Kurz darauf habe ich meinen Traumberuf entdeckt: Ich wollte Krankenpfleger werden!

Ich begann mit meiner Ausbildung und machte zusätzlich einen Lehrgang für Intensivpflege. Weil mir das aber irgendwann nicht mehr reichte, begann ich Public Health mit dem Schwerpunkt Sonderpädagogik zu studieren. Im Rahmen meines Studiums fing ich schließlich an, zu unterrichten – und selbst zu forschen. Bei meinen Forschungsarbeiten an der Harstad Universität in Norwegen konzentriere ich mich heute vor allem auf Faktoren, die bei der Behandlung von Patienten in der Intensivmedizin eine Rolle spielen.

Aus Erfahrungen lernen

Während meiner Arbeit als Intensivpfleger stellte ich fest, dass Patienten auf der Intensivstation oft Psychosen erleiden und fragte mich, warum das so ist. In der Fachliteratur fand ich hierzu keine Antwort. Also entschied ich mich, den Dingen selbst auf den Grund zu gehen. Ich lernte die phänomenologische Hermeneutik kennen, die den Zusammenhang zwischen Erfahrungsverarbeitung und Emotionen untersucht. Dadurch erschloss sich mir ein völlig neues Verständnis für die so genannte Intensivphase, in der die Patienten eine Extremsituation körperlich wahrnehmen. Letzten Endes kam ich so zur Forschung.

Unterstützung durch die Eltern

Als Erwachsener war ich nie selbst Patient einer Intensivstation. Aber als Kind wurde ich zweimal operiert: einmal mit sieben und einmal mit zwölf Jahren. Seitdem fühle ich mich gesund. Insofern hat mich mein Herzfehler auch nie eingeschränkt; ich konnte immer meinen eigenen Eingebungen folgen. Als ich klein war, haben meine Eltern auch nie gesagt „Tu dies nicht.“ oder „Pass lieber auf.“ Sie hielten stets zu mir und unterstützten mich so gut sie konnten. Das half mir später auch bei meiner Berufswahl. Erst jetzt sagt meine Mutter manchmal: „Junge, sei zufrieden mit dem, was du erreicht hast. Du kannst auch ruhig mal einen Gang runterschalten.“

Das Privileg, anderen zu helfen

Bevor ich meine Ausbildung begann, ging ich mit meinen Eltern zu einer Behörde um herauszufinden, ob ich mit einer finanziellen Ausbildungsförderung rechnen könnte. Uns wurde dann sehr deutlich gesagt, dass die Arbeit eines Krankenpflegers körperlich viel zu anstrengend für mich wäre. Stattdessen solle ich doch lieber Biotechniker werden. Aber ich wusste selbst am besten, was ich werden wollte. Also ließ ich mich nicht beirren und machte wie geplant meine Ausbildung zum Krankenpfleger. Und die Ausbildungsförderung habe ich dafür gar nicht gebraucht. Heute weiß ich, dass es die richtige Wahl war; ich bin sehr zufrieden mit meinem Beruf. Vor allem, da mich meine Forschungsarbeit immer wieder neu motiviert, weil ich durch sie Entwicklungen in meinem Fachgebiet vorantreiben kann. Ich empfinde es als ein Privileg, etwas zu entwickeln, das anderen Menschen helfen kann.

Allen jungen Leute mit einem angeborenen Herzfehler, die über ihre berufliche Zukunft nachdenken, kann ich nur raten: Folgt Eurem Herzen – und natürlich Eurem Verstand!

Autor(en): Marit Haugdahl
Letzte Aktualisierung: 2010-04-14