Herzfehler im Job – verschweigen oder offen darüber reden?

Mikael (© Ulrika Hallin)

Wie wird Ihr Vorgesetzter reagieren, wenn er erfährt, dass Sie einen angeborenen Herzfehler haben? Sollten Sie das beim Bewerbungsgespräch überhaupt erwähnen? Oder macht es keinen Unterschied? Lesen Sie hier, welche Entscheidung Mikael Meijer bei seiner Suche nach einem Arbeitsplatz getroffen hat.

Für Mikael Meijer lag es nahe, in einem Krankenhaus zu arbeiten. „Nach all der Pflege, die ich als Herzpatient mein Leben lang erfahren hatte, wollte ich allen ein bisschen Liebe zurückgeben – allen, außer den ‚bösen Krankenschwestern’.“, erzählt er mit einem Augenzwinkern.

Mikael studierte zunächst Maschinenbau, spürte aber schnell, dass dies nicht das Richtige für ihn war. Deshalb entschied er sich, für eine Ausbildung zum Krankenpfleger. Gleich nach seiner Ausbildung bekam er eine befristete Stelle im schwedischen Karolinska Krankenhaus – ausgerechnet in der Thoraxchirurgie.

Im Krankenhaus entschied er sich zunächst dagegen, jemandem von seinem Herzfehler zu erzählen. Er wollte als Person wahrgenommen und nicht etwa wegen seines Herzfehlers bemitleidet werden: „Ich wollte der Krankenpfleger Mikael sein – nicht der Herz-Mikael.“ Als ihn eines Tages ein Kollege im Laufe eines Gespräches fragte, ob Mikael vielleicht selber einen Herzfehler habe, entschied der sich, seine Karten auf den Tisch zu legen: Am nächsten Morgen erzählte er dann bei der Mitarbeiterbesprechung allen Kollegen von seinem Herzproblem. Nachmittags rief ihn sein Vorgesetzter ins Büro und erklärte, dass sein Vertrag leider nicht verlängert werden könne.

Herzfehler verschweigen

Mikael hatte Glück. Er fand eine befristete Stelle auf einer anderen Station, sogar im selben Krankenhaus. „Diesmal wollte ich unter keinen Umständen meinen Herzfehler erwähnen“, sagt Mikael. Deshalb erzählte er dieses Mal nichts. Er arbeitete hart, war nie krank und seine Stelle wurde mehrmals verlängert. Dann blieb plötzlich die nächste Verlängerung aus. „Irgendwie haben sie das mit meinem Herzfehler herausgefunden“, erzählt er. „Sie wollten mich nämlich immer noch anstellen – aber lediglich als zusätzliche Hilfskraft. Das hätte aber bedeutet, dass ich nur noch die Hälfte meines vorherigen Gehalts bekommen hätte – und auf soziale Unterstützung angewiesen wäre.“ Mikael entschied sich, die Abteilung zu verlassen.

Offen über den Herzfehler sprechen

In der Abteilung für klinische Physiologie wurde eine Stelle ausgeschrieben, für die sich Mikael bewarb. „Ich war der einzige männliche Bewerber und wurde auch direkt zum Bewerbungsgespräch eingeladen“, erinnert er sich. „Als wir da saßen und uns unterhielten, wollte ich mich nicht mehr verstecken und erzählte von meinem Herzfehler. Und wissen Sie was? Ich bekam die Stelle trotzdem! Mittlerweile arbeite ich seit über sechs Jahren in dieser Abteilung. Und einmal im Jahr bin ich selbst als Patient zur Kontrolle hier, obwohl ich selbst eigentlich nie irgendwelche Probleme habe.“

Natürlich hat sich auch Mikael gefragt, welche Rolle Herzfehler bei einer Bewerbung allgemein spielen. „Es ist schwer zu sagen, ob man seine Krankheit erwähnen soll oder nicht“, sagt er. „Als ich in der Chirurgie gearbeitet habe und mich für die Arbeit umziehen musste, habe ich mich immer sehr beeilt. Und unter dem Krankenpfleger-Hemd mit dem V-Ausschnitt hatte ich außerdem immer ein T-Shirt an. Es schien mir einfach keine gute Idee zu sein, meine Operationsnarbe zu zeigen“.

Mikael hält seinen Beruf strikt getrennt von seinem Privatleben. Daher erzählt er den Herzpatienten im Krankenhaus auch nie, dass er selbst einen Herzfehler hat: „Ich konzentriere mich immer voll und ganz auf den Patienten. In meinem Beruf treffe ich so viele verschiedene Menschen: Manche erzählen sie dir ihre ganze Lebensgeschichte und andere sagen fast gar nichts. So oder so habe ich dabei den großen Vorteil, dass ich aufgrund meiner eigenen Erfahrung verstehe, was sie gerade durchmachen müssen.“.

Autor(en): Ulrika Hallin
Letzte Aktualisierung: 2010-04-19