Pulsoxymetrie auf dem Vormarsch

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In den vergangenen Jahren ist die Pulsoxymetrie, eine Untersuchungsmethode zur Messung des Sauerstoffgehalts im Blut, im Zusammenhang mit angeborenen Herzfehlern zunehmend in den Fokus der Aufmerksamkeit gerückt. Sie scheint das Potenzial zu besitzen, kritische angeborene Herzfehler bei Neugeborenen frühzeitig zu erkennen - noch bevor äußerliche Symptome auftreten. Das ist besonders bedeutsam, weil eine möglichst frühe Diagnose maßgeblich für den weiteren Krankheitsverlauf sein kann. Zahlreiche Studien haben die Untersuchungsmethode eingehend untersucht und evaluiert.

Routinemäßige Einführung der Pulsoxymetrie gefordert

Experten sowie Patienten- und Elternverbände fordern deshalb in zunehmendem Maße die Einführung routinemäßiger Pulsoxymetrie-Untersuchungen im Rahmen der üblichen Neugeborenenuntersuchungen. Die klinische Praxis ist derzeit weltweit sehr unterschiedlich. Verbindliche nationale Screening-Programme existieren bislang in Europa nicht. Ebenso fehlt es bisher an einheitlich festgelegten Standards zur Messung (z. B. Zeitpunkt der Messung, Platzierung der Sonde, Grenzwerte). Diese sind jedoch eine Voraussetzung für einen Routine-Einsatz der Untersuchung. In einigen Ländern Europas gibt es jedoch bereits offizielle Empfehlungen, so z. B. in der Schweiz und in Polen.

Amerikanische Bundesstaaten sind Vorreiter

Am weitesten ist man derzeit in den USA. Dort haben die beiden Fachgesellschaften American Academy of Pediatrics (AAP) und American Heart Association (AHA) im Jahr 2009 empfohlen, die Pulsoxymetrie in die routinemäßige Neugeborenen-Versorgung mit aufzunehmen. Entsprechende Empfehlungen für die Einführung standardisierter Pulsoxymetrie-Screenings inklusive Kriterien für die Messungen folgten im Jahr 2011 unter Federführung der AAP. Seitdem wurde die flächendeckende Pulsoxymetrie-Untersuchung von Neugeborenen mittlerweile in mehreren US-Bundesstaaten eingeführt. Die verbleibenden Bundesstaaten prüfen oder planen derzeit die Einrichtung solcher Screening-Programme (der aktuelle Stand in den USA kann hier beobachtet werden).

Auch in Europa ist die Pulsoxymetrie auf dem Vormarsch. Im Rahmen einer Kampagne setzt sich z. B. die britische Children’s Heart Federation für eine flächendeckende Pulsoxymetrie-Untersuchung bei allen Neugeborenen in Großbritanniens ein und sammelt Unterschriften für eine entsprechende Petition.
In Deutschland prüft der Gemeinsame Bundesausschuss seit April 2013 die Möglichkeit, das Pulsoxymetrie-Screening auf schwere angeborene Herzfehler in den Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen aufzunehmen. Ein positives Ergebnis wäre ein weiterer Schritt in Richtung eines routinemäßigen Einsatzes auch in Deutschland.

Ausführliche Informationen zur Pulsoxymetrie gibt es hier.

Quellen

  • Bundesministerium für Gesundheit (2013). Bekanntmachung des Gemeinsamen Bundesausschusses über weitere Beratungsthemen zur Überprüfung gemäß § 135 Absatz 1 des Fünften Buches Sozialgesetzbuch (SGB V) in Verbindung mit § 26 SGB V: Prüfung des Screenings auf schwere congenitale Herzfehler mittels Pulsoxymetrie Vom 25. April 2013. (aufgerufen am 25.06.2013).
  • Swiss Society of Neonatology (2006). Empfehlungen zum neonatalen Screening kongenitaler Herzfehler. Zürich 2006. (aufgerufen am 11.04.2013).
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Autor(en): Eva Niggemeyer
Letzte Aktualisierung: 2013-09-03