Folsäure im Mehl vermeidet Herzfehler

(© Jana Beuthner)

In Kanada müssen Mehl und Nudeln seit 1998 mit Folsäure angereichert werden. Wissenschaftler der McGill Adult Unit for Congenital Heart Disease Excellence in Montreal haben jetzt in ihrer im Mai 2009 im Britischen Ärzteblatt erschienenen
Studie eine signifikante Verringerung der Häufigkeit bestimmter Herzfehlern seit diesem Zeitpunkt nachgewiesen: die Prävalenz sank um 6,2 Prozent pro Jahr. Betrachtet wurde für diese Arbeit das Auftreten von fünf definierten Herzfehlern in den neun Jahren vor (1990 – 1998) und den sieben Jahren nach (1999 – 2005) Einführung der Folsäureanreicherung. Die in der Studie berücksichtigten schweren Herzfehler werden aufgrund ihrer Symptome meist direkt nach der Geburt ziemlich exakt diagnostiziert.

Die Studienergebnisse lassen vermuten, dass sich Herzfehler bei Neugeborenen durch eine erhöhte Zufuhr von Folsäure vermeiden lassen: Besonders dann, wenn die werdende Mutter bereits zum Zeitpunkt der Empfängnis und nicht erst nach Feststellung der Schwangerschaft ausreichend Folsäure zu sich nimmt. Durch eine Anreicherung der Grundnahrungsmittel mit Folsäure können auch diejenigen Frauen erreicht werden, die ungeplant schwanger werden und/oder keine entsprechenden Nahrungsergänzungsmittel zu sich nehmen. Eine 2004 veröffentlichte Studie aus Ungarn weist eine noch deutlichere Verringerung der Herzfehlerrate nach. Diese lässt sich dadurch erklären, dass die in dieser Studie untersuchten Schwangeren durch die von ihnen aufgenommenen Multivitaminpräparate eine wesentlich größere Menge Folsäure zu sich nahmen als die durch eine Nahrungsmittelanreicherung angestrebte Zieldosis.

Es wurde zudem beobachtet, dass insbesondere die Anzahl derjenigen Herzfehler vermindert wurde, die an der Ausflussbahn des Herzens auftreten. Deshalb liegt die Vermutung nahe, dass Folsäure im Rahmen der Herzentwicklung auf die Wanderung der Zellengruppen Einfluss nimmt, die diesen Trakt ausbilden; der genaue Mechanismus ist bisher aber noch nicht bekannt.

Hintergrund:

Bei Folsäure (Vitamin B9 bzw. B11, Folat) handelt es sich um ein Vitamin, das u. a. in Vollkornprodukten und  grünem Blattgemüse, Tomaten, Eigelb, Nüssen sowie in Kalbs- und Geflügelleber enthalten ist. Folsäure ist bei der Vervielfältigung der Erbinformationen in Körperzellen von großer Bedeutung und spielt daher insbesondere in der Schwangerschaft eine entscheidende Rolle. Seit langem ist bekannt, dass ein Folsäuremangel der schwangeren Mutter zu Neuralrohr-Fehlbildungen des ungeborenen Kindes führen kann. Die empfohlene Tagesdosis beträgt 600 µg für Erwachsene (800 µg für Schwangere und für stillende Mütter). Die tatsächlich aufgenommene Menge beträgt durchschnittlich nur ungefähr 300 Mikrogramm pro Tag.

Autor(en): Hermine Nock, Dr Stefanie Weismann-Günzler
Letzte Aktualisierung: 2009-07-20